Grätzl Art Open – Open Ateliers – Fünfhaus | Nibelungenviertel

by Admin

  1. Grätzl Art Open _ 5. Juni

Wien-Fünfhaus/Nibelungenviertel. Die Grätzlgalerie (www.graetzlgalerie.at) lädt in Kooperatio mit Taufrisch am Samstag, den 5. Juni, zum Kunst-Spaziergang, zur Entdeckungsreise in den 15. Gemeindebezirk. Die teilnehmenden Kunsträume, Ateliers und Galerien sind von 14 bis 20 Uhr geöffnet.

„Von allen spezifischen Freiheiten, die uns in den Sinn kommen mögen, wenn
wir das Wort Freiheit hören, ist die Bewegungsfreiheit nicht nur die historisch älteste, sondern auch die elementarste; das Aufbrechen-Können, wohin man will, ist die ursprünglichste Gebärde des Frei-Seins.“

Diese wundervollen Gedanken stammen von der Philosophin Hannah Arendt. Verfasst in den 1960er-Jahren, werden diese Zeilen nie ihre Gültigkeit verlieren: Loslassen, abheben, sich wie ein Ballon im Wind Treiben lassen. Das, was lange Zeit coronabedingt nicht möglich war, will die Grätzelgalerie, seit Jahren als Vermittler, Drehscheibe zwischen KünstlerInnen und ihrem Publikum im 15. Bezirk aktiv, nun nachholen. Dafür lassen wir am 5. Juni den roten Ballon (symbolisch) steigen – der Ballon wird die BesucherInnen übrigens am Weg von Atelier zu Atelier, von Galerie zu Galerie begleiten: Folgen Sie dem Roten Ballon.

Beim 1. Grätzl Art Open öffnen über zehn Ateliers  und Ateliersgemeinschaften ihre Türen. Die BesucherInnen bekommen dabei die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu blicken, zu sehen, wie der Künstler, die Künstlerin arbeitet, woran er/sie gerade tüftelt. Zu sehen sind aber nicht nur die Werkstätten von über 70 KünstlerInnen, sondern es laden auch die zahlreichen Galerien und Kunsträume des Grätzls zum Rundgang, zum Verweilen und zum (sozialen wie kulturellen) Austausch ein.

Zum Entdecken und Sehen gibt es wahrlich einiges – darunter auch viele neue Bilder, auf denen die Farbe gerade erst trocken wurde. Man kann sogar live dabei sein, zusehen, wie Kunst im Öffentlichen Raum entsteht. Es werden nämlich die beiden im 15. Bezirk lebenden Street Art-Künstler Knarf (burggasse98) und Linda Steiner (Teil der Rip Off Crew und Mitbegründerin von Studio Walls) die Shutter des Basis Kultur Raums am Burjanplatz 1 bemalen und damit die Fassade, und damit auch das Straßenbild, also den öffentlichen Raum neu gestalten. Natürlich alles legal, genehmigt und in Kooperation mit Basis Kultur Wien. Mit dieser Live-Bemalung wird auch die dort stattfindende Gruppenausstellung 2S:2G eröffnet. Die von Improper Walls und Aa Collections kuratierte Schau präsentiert u. a. Arbeiten von LIVIL, Heidi Popovic und Hans Arenth.

Zurück zu Knarf: Der gebürtige Salzburger, der einer der bekanntesten Street-Art-Künstler Österreichs ist, präsentiert sich im Rahmen des Grätzl Art Open auch noch von seiner anderen künstlerischen Seite. Als Frank Maria stellt er nämlich in der kürzlich eröffneten Allee15 (Markgraf-Rüdiger-Straße 15) einige seine Bilder aus. Diese Arbeiten stehen aber nicht im Kontrast zu seinen Werken als Knarf, sondern sind vielmehr eine Weiterührungen davon. Die oft mit Ölkreide gefertigten, farbenfrohen Kompositionen sind einerseits Andeutungen und augenzwinkernde Spielereien mit internationalen Marken, machen aber immer auch hin und wieder eine Abbiegung ins Abstrakte.

Basis Kultur Raum (Burjanplatz 1; basiskultur.at)
Allee15 (Markgraf-Rüdiger-Straße 15)
Frank Maria (instagram.com/frank__maria; burggasse98.com )
Lisa Steiner (lindasteiner.at; studiowalls.at)

Für viele KünstlerInnen ist es nach den ganzen Lockdowns auch die erste Möglichkeit, sich und ihre jüngsten Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Diese Gelegenheit ergreift beim Grätzl Art Open auch Jari Genser, der die verschiedenen Lockdowns dazu genutzt hat, sich intensiv mit Portraitmalerei auseinanderzusetzen. Seine jüngsten Modele: Zimmerpflanzen, die er in ihren Töpfen und in Originalgröße bildnerisch festhielt. Eine Auswahl der Serie mit dem Titel „Waiting for my plants to dry so I can water them again“ sehen Sie neben anderen Arbeiten sehen Sie im The Future Atelier am Neubaugürtel 37/2/34. Es ist auch die Homebase von Anne Glassner, Faith Hampton und Philipp Renda, der in seinen Arbeit nach Geschichten im Ungewissen, in vagen Andeutungen, Erinnerungen, Text und Wort sucht.

The Future Atelier
Philipp Renda – philipprenda.com
Jari Genser – www.jarigenser.com
Anne Glassner – anneglassner.at
Faith Hampton – www.faithhampton.com

Ein paar Meter weiter hat sich Arnold Reinthaler hingegen dem Thema Zukunft, Zeit und Vergänglichkeit verschrieben. Seine Arbeiten, die die Flüchtigkeit in Stein einzufrieren versuchen, kann man sich in seinem Atelier in der Löschenkohlgasse 12 ansehen. Der gebürtige Oberösterreicher und Wahlwiener graviert in Marmor, was andere beiläufig auf ein Post-it kritzeln. Er hebelt Zukunft und Vergangenheit in Echtzeit aus. Am Boden abgestellt oder an den Wänden seines Arbeitsraums lehnend, sind seine Arbeiten als endlose Prozesse konzipiert oder zumindest auf Zeiträume von mindestens 30 Jahren angelegt. „Liebling, wie lange noch?“, liest man etwa auf einer Granittafel an der Wand neben seinem Marmorkalender. Ein zum Nachdenken einladender Spruch, der hier wie ein Grabsteineintrag in die Ewigkeit eingeht.

„In meiner Arbeit verhandle ich generell immer auch um das Verhältnis von persönlicher Zeitwahrnehmung einerseits, und der normierten Zeitmessung anderseits. Das heißt, mein subjektives Tun, indem ich zum Beispiel ritualisiert täglich Würfelchen aus dem Marmorblock rausschlage oder Morgen-werde-ich-Sätze ritze, steht im Spannungsverhältnis zu diesen gesellschaftlichen Zeitübereinkünften, also wie Zeit allgemein geregelt ist“, sagt Arnold Reinthaler im Gespräch mit der Grätzlgalerie.

Arnold Reinthaler
Löschenkohlgasse 12
reinthaler.org

Nur unweit von Arnold Reinthalers Atelier entfernt, malt seit Kurzem Bernhard Buhmann, zuvor noch Teil des ebenfalls beim Grätzl Art Open teilnehmenden Atelierhauses Pelzgasse 20, in seiner neuen Werkstadt seine großleinwandigen Gemälde. Der 1979 in Bregenz geborne Künstler arbeitet aus seiner Vorstellungskraft heraus und verschmilzt Elemente aus der Kunstgeschichte und der Science-Fiction zu stets farbverliebten Bildern, in denen er alternative Realitäten heraufbeschwört.

Bernhard Buhmann
Löschenkohlgasse 2
bernhardbuhmann.com

Neu im Grätzl ist auch Studio Walls. Eine Ateliergemeinschaft, die aus über 20 nationalen und internationale KünstlerInnen besteht. 2015 als kommunales Atelier gegründet, hat sich das Ganze zu einem Arbeits- und Ausstellungsraum für eine multinationale Gemeinschaft von Künstlern entwickelt, die in verschiedenen Disziplinen arbeiten. Seit einem Jahr hat man in der Löhrgasse 9 eine neue Heimat in einer ehemaligen Klavierfabrik gefunden. Das wunderschöne, helle, offene Atelier bietet auf rund 400 Quadratmetern über 20 Einzelarbeitsplätze, eine Siebdruckwerkstatt, einen Holzbearbeitungsbereich und Ausstellungsraum.

Studio Walls
Löhrgasse 9
www.studiowalls.at
instagram.com/studiowallsvienna